Autofahren in Schottland (inkl. Highlands)

Im Mai und Juni 2023 haben meine bessere Hälfte und ich uns erneut aufgemacht um die große weite Welt zu erkunden. Diesmal ein Roadtrip (wie die hippen Kids – auch wenn wir vielleicht keine mehr sind – heute zu sagen pflegen) von Glasgow durch die schottischen Highlands auf die Isle of Skye und wieder zurück bis Edinburgh.

Bewältigt wurde dieser Roadtrip, wie es der Name schon vorwegnimmt, auf den Straßen Schottlands. Ein Mietauto musste also her. Dabei war uns das WWW wie immer sehr schnell behilflich. Zu den Fahrverhältnisse oder allgemein zu Erfahrungen von Rechts-Verkehr-LenkerInnen zum Fahren in Great Britain bzw. dem Links-Verkehr per se gab das Internet wie üblich leider nicht viel Brauchbares her.

Daher möchte ich mit diesem Beitrag wieder einen kleinen Beitrag leisten um den Suchenden was bieten zu können. Und eines gleich vorweg: wie wir in Wien zu sagen pflegen „scheißts eich ned oh!“. Der Links-Verkehr ist ungewohnt aber nichts was wir, die wir auf der richtigen Seite der Straße unterwegs sind, nicht auch packen können. Insgesamt gilt, wie auch in unseren Breiten, man muss grundsätzlich gerne Autofahren.

Der Links-Verkehr

Wie oben schon kurz erwähnt. Wer sich fürchtet oder angst hat noch bevor er in den Flieger steigt wird seinen Aufenthalt und oder Roadtrip nicht genießen können. Bei der FahrerInnenwahl also auf jemanden vertrauen der grundsätzlich gerne mit dem Auto fährt. Es empfiehlt sich sicher auch wenn man Fahrzeuge per se auch gut im Griff hat und ein Gefühl für das Autofahren selbst hat. Ich spreche hier nicht von guten oder schlechten AutofahrerInnen. Es geht vielmehr darum das man sich schon im Rechts-Verkehr nicht mit dem Auto selbst plagen sollte. Den eines ist klar. Im Links-Verkehr muss jemand das Fahrzeug lenken der ein Fahrzeug im Griff hat da er/sie sich vor allem am Anfang des Roadtrips mit den neuen Spielregeln des Links-Verkehrs auseinandersetzen muss. Und dann? Einfach einsteigen und losfahren. Am Anfang gilt wie immer die Regel. Einfach mal mit Bedacht dem Fließverkehr hinterherfahren. Da macht man nicht viel falsch. Grundregel bei den Blickrichtungen ist das Gegensatzprinzip. Da der (Gegen-)Verkehr aus der anderen Richtung kommt müssen wir im Links-Verkehr auch unsere Blicke adaptieren. Stehe ich an einer Kreuzung muss ich den näheren Verkehrsteilnehmer zuerst im Blick haben. Dieser kommt im Links-Verkehr nicht wie von Zuhause gewohnt von links, sondern von rechts. Mehrspurige Kreisverkehre können (mit betonung auf können und nicht müssen) eine Challenge darstellen. Wichtig ist dabei immer zu Wissen an welcher Ausfahrt des Kreisverkehrs muss ich raus. Muss ich einen Kreisverkehr an der ersten Ausfahrt verlassen werde ich mich eher ganz Links einreihen. Für alle weiteren eher mittig bzw. ganz rechts und wechsle im weiteren Verlauf die Spuren bis ich ausfahren kann. Im Zweifel oder bei schwieriger Verkehrslage habe ich gerne eine Ehrenrunde gedreht. Da ist ja nix dabei. Schließlich sind wir alle nicht von da. Eine letzte noch erwähnenswerte Tücke sind Dunkelheit, Einsamkeit auf der Straße, keine Markierungen auf einer Straße und Müdigkeit. All das verleitet (gerne auch in Kombination) zum Schwenk auf die richtige…, äh ich meine für britische Verhältnisse, falsche Straßenseite.

Was für ein Auto brauch ich für Schottland und die Highlands?

Am besten ihr plant eure Route und Fahrten so gut es geht schon vor der Anmietung/Reservierung. Das entscheidet für euch welches Auto ihr braucht. Die Antwort ist also es kommt drauf an. Nur weil ihr in die Highlands fahren wollt heißt es nicht das ihr unbedingt einen Jeep / SUV benötigt. Wollt ihr keine ganz abgelegenen Orte erreichen und die Hauptrouten nicht grob verlassen, na dann kommt ihr auch mit einem Kategorie-A Waagen herum, ohne euch wegen des Unterbodens oder eines potenziellen Steckenbleibens sorgen machen zu müssen. Seit euch aber darüber im Klaren, dass es in den Highlands, vor allem umso weitere man von den Hauptrouten abweicht, Bereiche mit „sehr viel Gegend“ gibt. Idylle ist dort wo keiner ist. Und wo keiner ist gibt es meist auch sehr wenig bzw. schlechte Infrastruktur. Verstreckte Lochs, Örtchen wo es nur 2-3 Häuser, eine Kirche und ein B&B mit Pub gibt liegen zwar bei asphaltierten Straßen können aber in der Zufahrt spektakulär werden. Wir haben unsere Reservierung tatsächlich auf Anraten des Verleihfirmenmitarbeiters abgeändert. Was am Anfang als Upgrade-Verkaufsmasche wirkte machte sich auf unserem Trip in vielen Fahrsituationen bezahlt. Wir wechselten von einem reservierten BMW Kleinwagen auf einen Audi Q3.

Wo, wie, von wem miete ich mein Auto?

Schaut euch das wirklich im Internet an. Achtet auf die üblichen Freikilometer und Tankregelungen. Wir haben über einen Broker bei SIXT reserviert und dann angemietet. Broker zahlen sich preislich sehr aus. Das Upgrade vor Ort war unkompliziert und einfach. Die Mitarbeiter am Flughafen Edinburgh waren sehr nett. Abgegeben haben wir das Auto in Edinburgh in der Stadt. Ja. Schottland, Großbritannien ist kein billiges Pflaster. Die Anmietung ist preislich teurer als bspw. in Süd-Europa oder an „klassischen Touristendestinationen“.

Eine Straße der Kateborie "B"
Eine Straße der Kategorie „B“

Straßentypen und Beschaffenheit

Wir haben die Erfahrung gemacht das jede, auch die entlegenste Straße die wir befahren haben, befestigt und asphaltiert war. Wir haben bemerkt das es quasi 3 Straßenarten gibt. „M“ Straßen bilden quasi Autobahnen und oder Autostraßen. „A“ Straßen waren mit unseren Bundes, Landes und Überlandstraßen vergleichbar. „B“ Straßen verglichen wir mit Gemeindestraßen. Das Fahren auf M und A Straßen empfanden wir als keine große Herausforderung. Hie und da war eine A Straße etwas entlegener jedoch immer gut asphaltiert. Straßen der Kategorie „B“ sind meist nur einspurige Gegenverkehrsstraßen. Ja ihr habt richtig gelesen. Auf einer B-Straße gibt es Verkehr der euch auf eurer Spur entgegenkommt. Das gute ist. Hier spielt der Links-Verkehr keine Rolle weil es ohnehin nur eine Spur gibt. B-Straßen besitzen jedoch (wir würden sagen immer) sogenannte und in 95% der Fälle mit Schildern ausgewiesene „Passing Places“. Ein „Passing Place“ ist eine „Ausbuchtung“ auf einer Straßenseite und ermöglicht, wie der Name verraten mag,  das „passen“ oder zu Deutsch vorbeifahren. Es gab B-Straßen die gefühlt alle 10 Meter Passing Places hatten. Entweder in der eigenen Fahrtrichtung oder aus der Richtung des Gegenverkehrs. Nach der zweiten B-Straße hat man das System aber auch behirnt. Derjenige der näher am nächsten Passing Place ist fährt in diesen hinein und lässt den Entgegenkommenden vorbei. Behelft euch hier mit Handzeichen, klaren Fahrmanövern und entschlossenen Entscheidungen (ohne aggressiv zu sein und eine Gefahr für sich oder andere darzustellen). B-Straßen sind meist sehr eng, führen durch Felder oder sogenannte „Glens“ / Bergtäler. Hier kann es für ein Fahrzeug schon mal mehrere Meter in die Tiefe gehen. B-Straßen hatten manchmal Schlaglöcher, waren phasenweise ausgespült oder führen durch Weidegebiet.

Tiere

Stichwort Weidegebiet. In und rund um Städte oder stärker besiedelte Gebiete hatten wir weniger bis gar keine Kontakte zu Tieren auf der Straße. Dies änderte sich schlagartig als wir uns mit jedem Meter tiefer in die Highlands bewegten. Auf der Isle of Skye befand sich unsere Unterkunft mehr oder minder in einem Weidegebiet. Hierbei kann man auf jedem oben genannten Straßentypus auf Tiere antreffen. Naturgemäß sind „M“-Straßen vielleicht weniger „gefährdet“, doch auch auf der Fahrt dort haben wir überfahrene Füchse, Hasen oder Rehe gesehen. Diese wurden übrigens vornehmlich auf den Straßen belassen und das offenkundig auch über Tage hinweg (dem Verwesungsgrad nach). Während bereits totes Getier wohl weniger eine Gefahr fürs Fahren darstellt bilden die unzähligen Schafe und Lämmer oft eine Herausforderung. Wir haben die Erfahrung gemacht das Schafe kaum Angst vor Fahrzeugen hatten. Näherte man sich den Tieren jedoch auf zwei Beinen suchten sie sofort das Weite. Schafe befanden sich durchaus Mitten auf A- und B-Straßen. Liegend, sitzend, springend. Sie wechselten auch schnell und unkoordiniert die Laufrichtung. Passt daher sehr gut drauf auf und beschleunigt euer Auto erst wieder wenn ihr an den Tieren vorbei seid und euch sicher seid das auf den nächsten Metern kein Tier zu sehen ist (Vorsicht vor und nach Kurven). Bei Fahrten durch entlegene Gegenden und oder Wälder achtet besonders auf Waldbewohner. Wir hatten eine Begebenheit mit Rentieren. Diese zeigten keine Scheu und schauten auch durch das Fahrzeugfenster. Rehe wurden auch gesichtet und verhielten sich wie ihre KollegInnen in Österreich. Auch hier hilft was wir in der Fahrschule gelernt haben.

Was uns auf den Straßen Schottlands so über den Weg gelaufen ist!
Was uns auf den Straßen Schottlands so über den Weg gelaufen ist!

Parken

Ja das Autofahren in Schottland ist teuer. Auch das Parken. Parkhäuser in den direkten Stadtzentren sind oftmals genau so teuer und oder teuer wie in anderen Metropolen Kontinentaleuropas. Für das Parken in einer Parkgarage in Glasgow haben wir trotz Rabatt des Hotels für etwas mehr als 12 Stunden 19 Pfund bezahlt. Auch die entlegensten Sehenswürdigkeiten und Naturplätze haben kostenpflichtige Parkplätze (Schotter und oder asphaltiert). Das System dort heißt „Pay & Display“ und ist auch uns KontinentaleuropäerInnen als Zeitticketsystem bekannt. Es gibt hierbei meist mehrere Automaten auf oder rund um die Parkplätze wo man mittels Münz- bzw. überall auch Kreditkartenzahlung eine gewisse Parkzeit bezahlt. Manche Parkplätze heben pauschal und unabhängig der Stelldauer eine Gebühr ein. Diese bewegte sich zwischen 2 und 8 Pfund. An vielen Orten kommen die Parkgebühren jedoch dem Erhalt der Naturgebiete zu Gute. Das die Parkzettel welche die Automaten ausspucken auch tatsächlich eingefordert bzw. kontrolliert werden haben wir nicht beobachten können. Was passiert wenn man keinen Parkzettel hat wissen wir nicht und wollten wir auch nicht herausfinden. Schließlich sind wir ehrliche Gauner.

Tanken

Wie in Österreich auch. Selber zapfen, an der Kasse zahlen und über den hohen Preis ärgern. Hier gabs keine Unterschiede. Doch wie auch bei uns zahlt sich ein vergleich der Tankstellen aus. Da und dort kann man ein bisschen sparen wenn man vergleicht.

Polizeikontrollen / Radar

Wir wurden nie angehalten. Kontrollen haben wir mitbekommen. Auch Messungen mit Radarpistolen direkt an der Straße durch die Polizei. Radarkästen in verschiedenen Ausprägungen wie in Österreich gab es auch in Schottland.

Geschwindigkeitsangaben / Distanzen

Wie war das mit Fuß und Schritt bei Asterix? Ihr wisst es nimmer. Nun ich auch nicht. Auch die Angaben auf den Straßen sind für uns KontinentaleuropäerInnen ein spanisches Dorf mitten in Schottland. Geschwindigkeit wird in Schottland in miles per hour (mp/h), Distanzen in Miles und Feet angegeben. Man wird genügsam und freut sich das immerhin die Temperatur in Grad Celsius angegeben wird. Wir hatten in unserem Auto die Möglichkeit die Distanzen im Navi auf Kilometer umzuschalten. Ein umschalten der Geschwindigkeitsangabe in km/h empfehlen wir jedoch nicht da alle Begrenzungen und Schilder in mp/h ausgewiesen sind. Bei herkömmlichen analogen Tachoanzeigen stellt sich die Frage nicht. Auf „M“ Straßen waren meist zwischen 80 und 60 mp/h erlaubt. Also zwischen 90 und 128 km/h. Auf „A“ Straßen je nach Abschnitt und Begrenzung zwischen 70 und 40 mp/h. also zwischen 112 und 65 km/h. Auf B-Straßen und oder in respektive um Ortschaften galten zwischen 30 und 15 mph was uns bekannt vorkommenden zwischen 50 km/h und 20 km/h entspricht.

Autofähre

Wir haben mit der Fähre von Mallaig auf die Isle of Skye übergesetzt. Kostenpunkt für Auto + 2 Personen 20€ was uns seeeehr günstig vorkam. Buchung online empfiehlt sich, da vorab nur wenige bis gar keine Tickets verkauft werden. Am besten schon bei der Routenplanung oder 2-3 Tage vorher online kaufen damit man sicher einen Platz bekommt. Das Fahren auf die Fähre in Mallaig ist super organisiert. Die Einfahrt in den Fährhafen ist klar mit Schildern gekennzeichnet. Hafenmitarbeiter weisen in die entsprechende Richtung bzw. Auffahrtsspur ein. Es gab mehrere Spuren in denen man sich einordnen musste. Die Fahrt auf das Schiff selbst erfolgt auf Basis dieser Spuren und An- bzw. Einweisung weiterer Mitarbeiter. Achtet beim Einfahren auf die Fähre auf die Distanzen zu den links und rechts stehenden Fahrzeugen. Das Sitzenbleiben im Fahrzeug während der Überfahrt ist verboten und wäre auch schade, da man vom Deck aus eine schöne Aussicht hat. Schaltet jedoch die Alarmanlage eures Autos aus, sofern ihr wisst wie. Falls nicht haltet euren Funkschlüssel parat. Sobald die Fähre ablegt gibt es ein Alarmanlagenkonzert. Das Abfahren von der Fähre erfolgt auch durch An- bzw. Einweisung und ist sehr problemlos.

Die CalMac Autofähre von Mallaig zur Isle of Skye - jedenfalls ein schönes Erlebnis!
Die CalMac Autofähre von Mallaig zur Isle of Skye – jedenfalls ein schönes Erlebnis!

Alle Angaben hier basieren auf unseren gemachten Erfahrungen. Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Wie beim Lotto heißts auch hier, alle Angaben ohne Gewähr. Wollt ihr mehr wissen oder habt ihr noch Fragen dann haut sie in den Kommentaren raus.

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