Modische Uniformierung

Es kommt mir vor, als würde sich die westliche Gesellschaft uniformieren. Was in vielen ehemaligen diktatorisch geführten Staaten als Alltagskleidung galt (Uniformen von Vereinen, Organisationen oder einer Partei) ist damit nicht gemeint. Gemeint ist eine suggerierte modische Erscheinung. Damit ist aber nicht nur eine Erscheinungsform gemeint, vielmehr geht es um mehrere die Persönlichkeiten kategorisierende äußerliche Erscheinungsformen. Jedoch kann nicht pauschal gesagt werden, dass sich eine Persönlichkeit zwingend in einer damit einhergehenden modischen Bekleidung wiederspiegelt.

Die Frage ist wieso. Wieso ähneln wir uns in unserer äußeren Erscheinung?
Eine mögliche Erklärung wären die vielen weltweit expandierenden Modeketten und Markenhäuser. Egal ob ich aus Dornbirn oder Neusiedel komme. In meiner näheren Umgebung werde ich dieselben Labels und Marken finden. Entsprechend erhalte ich dieselben Artikel, egal ob in Vorarlberg oder dem Burgenland. Es kann also gesagt werden, dass es, runter gebrochen auf Österreich, mehr oder weniger flächendeckend dieselben Geschäfte gibt. Daher ein vereinfachter und and der Oberfläche schlüssiger Ansatz die modische Gleichheit zu beschreiben.

Gehe ich in meiner Überlegung eine Metaebene höher könnte man sagen, dass die Modeketten einen gewissen ökonomischen Faktor verfolgen. Unter dem Deckmantel eines imaginierten „Trends“ der wohlweislich über die Medien und die Markenkommunikation, also im weitesten Sinne Werbung verbreitet wird, mit dem Ziel der Implementierung in das kollektive Erscheinungsbild der Gesellschaft und damit einhergehend die Absatzsteigerung. Schließlich verkauft sich etwas, was gemeinhin als sozial und gesellschaftlich anerkannt und vereinfacht gesagt „in“ ist, viel leichter, als eine modische Neuheit oder ein Stück das dem Individualismus bedient.

Doch wäre es nicht schöner, farbenfroher und aufregender eine Gesellschaft mit individueller Mode und äußerlichen Erscheinungen zu haben. Wenn junge Damen nicht nur enge Hosen und weite Ausschnitte tragen. Nicht die ewig bekannten sommerlichen Hotpants und Top Kombinationen. Die Herren sich nicht hinter weiten Hosen und schlabbrigen TShirts geschmückt mit infantilen Basecaps verstecken.
Die Welt und die mit der Mode verbundene Denkweise ist vermutlich eine individuell beschränkte. Sich Kleidung selber zu schneidern ist sowas von 19 Jahrhundert. Oder sogar noch 20tes. Es fehlt uns die Zeit, alleine schon solche Gedanken an selbst kreierte Mode zu wälzen. Wir frönen einem immerwährenden und schnellen Individualismus der keiner ist. Wir wollen uns schnell entfalten uns assimilieren und anpassen um in einem dennoch vorgefertigten Trott stand zu halten. Einem Trott der vorgegeben ist. In unzähligen Lebenslagen. So auch in der Mode. Es fehlt uns die Muse Kleidung selbst zu gestallten. Wir befinden uns in einer Bequemlichkeit die sich unter dem Deckmantel der individuellen Modeketten versteckt die uns eine freie Wahl der Mode suggeriert. Kauft was ihr wollt und seid wer ihr wollt. Doch sind wir wer wir wollen? Zumindest in modischen Fragen? Repräsentieren und degradieren wir uns nicht zu mobilen Werbetafeln großer Modekonzerne. Sind wir nicht schon seit jeher Mittäter und Opfer einer völlig perfiden Mode- und Werbemaschinerie die uns Bilder in den Kopf zeichnet. Bilder die nicht die unsrigen sind. Sie lassen uns im Glauben sie entspringen den kreativen Zentren unseres Hirns, sind aber vorgefertigt. Imaginiert. In homöopathischen Döschen in die gesellschaftliche Unterhaut gespritzt und als Usus der Wirklichkeit verkauft. Als Usus der unseren Realität. Einer Realität die schon lange nicht mehr die Unsrige ist.

Nun mag dies alles sehr kryptisch und verschwörungstheoretisch klingen. Ist es womöglich auch. Doch ist es die Uniformierung die ich meine. Ginge es hierbei nur im die Kleidung wäre es vermutlich halb so wild. Gäbe es doch keinen Grund sich über ein paar Stücke an Stoff und Textil zu echauffieren. Was uns aber zu bedenken geben sollte sind alle Implikationen die mit all dem einhergehen.

Nicht nur das wir einen Teil unserer Kreativität, Selbständigkeit und unseres Selbstbewusstseins aufgeben. Wir folgen einem imaginierten ausgedachten Trend, der nicht der Logik eines Ästhetizismus, sondern den monetären Spielräumen der Modeindustrie folgt. Mode und Trends verlaufen nicht aufgrund ureigener wiederkehrender Paradigmen zyklisch, sondern liegen dem bewussten Entscheidungen einer Maschinerie des Ökonomismus zugrunde.
Ein Ökonomismus der uns nicht zuletzt in vielen anderen Bereichen des alltäglichen Lebens Wegweiser setzt und gesellschaftliche Konventionen predigt. So setzt selbiger Ökonomismus und Monetarismus die Wege unserer eigenen äußerlichen Erscheinung und lässt uns damit als großen Haufen uniformierter dastehen. Als ein Haufen Uniformträger die im Gleichschritt nahezu wöchentlich die Modefachgeschäfte plündern und dem Wahn des Trends folgen.

Es scheint als gäbe es nur wenig Unbeugsame die sich diesem Trott wiedersetzen. Die eigene Wege gehen und mit ihren kleinen Mode Boutiquen belächelt werden oder als Hipster oder modische Einsiedler abgestempelt werden.
Im Grunde genommen darf ich mich nicht beschweren, bin ich doch selbst einer der Jünger die dem Tempel der großen Modeketten folgt. Wer im Glashaus sitzt sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen. Und in der Bibel steht geschrieben: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Was mich an dieser Stelle hoffentlich nicht zum Klerikalisten macht. Oh welch spirituellen Einfluss doch Mode auf mich hat.

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