Und jetzt sitz ich da…

Sonntagvormittag. Es ist der 3. August. Meine Ferienmonatskarte für Juli, der Wiener Linien, ist seit genau 11 Stunden und 15 Minuten nicht mehr gültig. Im Normalfall ist ganz klar was zu tun ist. Heute bin ich gestrandet.

Wie immer, wenn ich mir mein Semesterticket oder eine Ferienmonatskarte kaufe, besuche ich die Homepage der Wiener Linien. Soweit so gut. Diese sieht mittlerweile echt schick aus. Alles schön übersichtlich. Informationen auf einen Blick, möchte man meinen.

Zwei Klicks und das Ticket ist im Warenkorb. Eine kurze Anmeldung im Onlineshop und man wird freundlich zum Zahlvorgang weitergeleitet. Es öffnet sich die Seite mit den Bezahlmethoden. Paypal, MasterCard, Visa, American Express, Diners Club. Das wars. Ein armer Student wie ich, der nicht das Privilegium einer Kreditkarte genießen kann, muss wohl Schwarzfahren. Offenbar.

Ich begebe mich im Virtuellen Kanal zurück auf die Startseite um Informationen über einen möglichen ausfall der EPS-Onlinebanking Zahlungsmethode zu erfahren. Wieder eröffnet sich mir die einmalige Homepage der Wiener Linien. Alles auf einen Blick. Fahrpläne zum Download. Ein Artikel über die neuen Klimaanlagen in den Bussen. Die Anzahl an Bim-Linien und der Routenplaner. Die, wie ich finde essenzielle Nachricht, dass der Ticketkauf via EPS-Onlinebanking aktuell nicht möglich ist, weit und breit nicht ausfindig zu machen. Lediglich wie viele Aufzüge in Betrieb sind sehe ich sofort.

Unermüdlich stürze ich mich in die Weiten der Webseite. Das Level meiner Entnervung erlebt eine Hochkonjunktur. Ich klicke und klicke. Über die Häufigen Fragen bis hin zu den Ticketdetails. Ich verwende die Suchfunktion. Keine Spur einer Information.

Im letzten Eck der Serverfestplatte werde ich fündig. Finde eine Auflistung der Zahlungsmittel. Hier ist auch die Online-Überweisung angeführt. Daneben in Klammern gepfercht „dzt. nicht verfügbar“.
Offenbar hat diese Information eine solch „hohe“ Wichtigkeit, dass man sogar das Wort „derzeit“ abkürzen musste.

Mit meinem Informationsvorsprung suchte ich nach den nächsten Vorverkaufsstellen, wo ich die Fahrkarte käuflich und in mittlerweile altertümlich anmutender Variante via Bankomatkartenzahlung erwerben kann. Gott sei Dank war es, nachdem ich die Homepage des Verkehrsbetriebes mittlerweile nahezu in und auswendig kenne kein Problem diese Info zu finden.

Da kam auch schon der nächste Dämpfer. Alle Vorverkaufsstellen in Wien sind nur Montag bis Freitag zwischen 06:30 und 18:30 Uhr besetzt. Sogar an Verkehrsknotenpunkten wie der Station Spittelau, Westbahnhof oder am Bahnhof Meidling ist keine einzige Vorverkaufsstelle an Sonntagen besetzt.

Mein Ärgernispegel stieg ins unermessliche. Ein letztes Mal versuchte ich mich nach Yoda’ischer Manier in Geduld zu Üben. Nahm das Handy in die Hand und rief im Allgemeinen Callcenter (da die Hotline des Onlineshops ebenso nur Wochentags besetzt ist) an.

Zuerst wollte ich wissen ob der werte, schlecht bezahlte, studentische Callcenter Agent Informationen über die geplante Wiederaufnahme der EPS Zahlungsmethode vorliegen hat. „Dazu hab ich keine Info vorliegen. Aber eigentlich müsste das Onlinezahlen ja eh funktionieren.“, kam als Antwort. Daraufhin ersuchte ich den stoischen, verschlafen wirkenden Mitarbeiter sich selbst von der Dysfunktion zu überzeugen.
Auf die Frage, wie ich heute zu meinem Studenten Monatsticket komme, erhalte ich eine lapidare „Kaufens eana halt a Tageskarte“ als Antwort. Kochend bedankte ich mich dennoch höflich und beendete das Gespräch.

Jetzt sitzt ich da. Wenigstens ist das Wetter schön und meiner Figur wird es zuspielen einige Meter zu Fuß zurück zu legen. Außerdem kann ich meinem Ärger durch einen Ausgedehnten Spaziergang Luft machen.

Dennoch wird man an solchen Tagen offenbar zum Kauf einer Tageskarte genötigt. Mag sein, dass es an der IBAN-Umstellungswelle liegt, dass Onlinezahlungen aktuell nicht möglich sind. Trotzdem würde ich mir gern eine Alternative wünschen. Wenn solch ein Sonderfall eintritt, könnte man zumindest eine oder zwei Vorverkaufsstellen öffnen. Ebenso würde ich allgemein an Sonntagen zumindest an Verkehrsknotenpunkten die Verkaufsstellen zu humanen Zeiten geöffnet halten.
Weiters wünsche ich mir eine bessere Information auf der Startseite. Gerade wenn solch gravierende Fälle eintreten in einer Zeit wo viele Studenten auf dieses Ticket angewiesen sind.
Außerdem war, sollte es an der IBAN-Umstellung liegen, diese Information schon vor Monaten bekannt. Wenn ich als Betrieb weiß, es kommt zu einer Umstellung im Bezahlungswesen, dann muss ich mich als Anbieter eines Onlineshops ebenfalls informieren und zeitnah gewisse technische Änderungen vornehmen.

Eine Teilschuld trifft mich natürlich auch. Klarerweise hätte ich mich schon vor dem Ablaufen der Karte informieren können.

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